Als mich Mehmet 2015 fragte, wo und wie er sic h in die Biodynamische Arbeit vertiefen könne, erwuchs daraus der Impuls, mit interessierten Menschen in der Türkei am Landwirtschaftlich Kurs zu arbeiten. Mittlerweile sind wir am 5. Vortrag angelangt!
Das RUMI Center auf dem Hof von Azu Duran ist zu dem Ort geworden, wo wir nun seit vier Jahren an dem Verständnis und der Vertiefung des Landwirtschaftlichen Impulses Rudolf Steiners arbeiten.
Arzu hat auf ihrem kleinen Gärtnerhof einen zauberhaften Saal für über 100 Menschen errichtet, der sich nun zu einem biodynamischen Hotspot in der ganzen Türkei entwickelt hat. Es ist fast so, wie wenn eine verborgene Knospe aufgesprungen wäre und nun blüht und duftet und so die Menschen anzieht und fasziniert.
Nun, nach zwei Jahren Corona Unter-brechung, konnten wir uns wieder physisch treffen und miteinander arbeiten und feiern. Über 60 Menschen kamen! Es war ein richtiges Fest, das alle ergriffen hat. Alle erlebten eine besondere Stimmung, Wärme und Begeisterung, die ich selber in dieser Intensität noch nie erlebt habe.
Es war der Auftakt zu einer Art Dreiklang. Unsere Themen waren so groß, dass wir sie gar nicht in einer Konferenz abhandeln konnten. Wir gliederten es in drei, eine jetzt mit Michael Straub für die Themen Boden, Kompost, biodynamische Präparate, Heilkräuter und Obstbäume, dann im November mit Georg Meissner über Wein und im April mit Michael Weiler und Anet Spengler über Bienen und Kühe. Mein Teil ist jeweils die Arbeit am LW-Kurs und an den Themen Präparate und Kompost.
Michael Straubs Beiträge, getragen von tiefen Erfahrungen, Kenntnissen der Natur und von überraschenden Beobachtungen, ganz im goetheanistischen Sinne, waren sehr spannend und regten die Menschen außerordentlich an. Viele Fragen und Öffnungen kamen. Es wird ganz sicher zu einer wertvollen Unterstützung von Arzus Arbeit auf dem Hof führen!
Im fünften
Vortrag des Landwirtschaftlichen Kurses Rudolf Steiners werden die Kompostpräparate eingeführt und zum ersten Mal in ihrer Wirksamkeit und Herstellung beschrieben. Damit wird Neuland beschritten, das wir in der potentiellen Tiefe und Bedeutung auch nach 100 Jahren noch kaum voll erfassen konnten. Es birgt immer noch viele Geheimnisse und Herausforderungen in sich, an denen wir geistig-praktisch arbeiten können.
Und das versuchten wir auch im RUMI-Center, theoretisch an den Inhalten und Aussagen Rudolf Steiners in dem 5. Vortrag und praktisch am darauffolgenden Montag.
Das Programm wurde aber auch, und das stellte sich als außerordentlich glücklich heraus, auch von türkischen Freunden mit gestaltet und getragen.
Arzu öffnete den Blick der Teilnehmer für das Wesen Anthroposophie, das war sehr mutig und engagiert.
Hande Başaran und ihre Sufi Gruppe machten mit ihren traditionellen Instrumenten eine elementare Sufi-Tanz-Therapie gemacht, voller Leben, Bewegung, Innigkeit und Freude. Hande ist Lehrerin an der Waldorf-Schule in Alanya. Alle tanzten, alle sangen!
Mehmet Çetin stellte das ISIK-Projekt „Happy Village“ vor, wo mit Unterstützung von ISIK an einem gesamtheitlichen Konzept einer guten Dorfentwicklung auf der Grundlage der biodynamischen Landwirtschaft gearbeitet wird.
Kenan Aydin von Aydin Gülyagi, der eine intensive biodynamische Arbeit auf ihrem außergewöhnlich schönen DEMETER-Rosenhof führt, berichtete über ihre Rosen und die Menschen dort, insbesondere über eine Schulinitiative für die Kinder der Erntehelfer in der Kampagne! Ein in die Zukunft führendes, dringend notwendiges Pionierprojekt! Gerne möchte ich anmerken, dass Mert und Ömer, Mitarbeiter von Aydin Gülyagi, auch an der Tagung teilnahmen!!! Das ist so wichtig, so soll es sein!
Eine Gruppe junger geförderter Studenten “Sponsored Young Agronomists“ stellte sich vor! Nichts habe ich verstanden, alles war auf Türkisch. Aber ihre Mission, ihre Begeisterung kamen rüber. Sie tragen die Zukunft!
Hervorheben möchte ich doch noch, dass wir in der Runde am Abend auf den Tag und am Morgen auf die Nacht zurückschauten. In einer kurzen, aber intensiven Übung, die auf den sieben Lebensprozessen aufbaut, verarbeiteten wir die Arbeit des Tages „Was haben wir gemacht?“ – „Was hat mich erwärmt?“ – Was bedeutet es für mich? Was macht es mit mir?“ – „Welchen Impuls kann ich daraus für mich finden?“
Diese Arbeit war so intensiv und wirksam, dass die Menschen am zweiten Tag fragten: „Machen wir heute auch wieder diese Rückschau?“ Das ist so wichtig für jegliche Arbeit, dass man sie „einatmet – sich daran erwärmt – es gut verdaut und dann individualisiert!“ Die Inhalte der gemeinsamen Arbeit wirklich zu etwas Eigenem zu machen, das ist wesentlich!
Weil die Themen so umfangreich waren, die die Tage von Freitag bis Sonntag voll ausfüllten, luden wir dazu ein, die praktische Präparatearbeit am folgenden Montag nachzuholen. Vielleicht können es ja einige der Teilnehmer möglich machen, noch einen Tag anzufügen.
Und dann das: Es waren immer noch etwa 50 Menschen dabei, als wir mit großer Freude und Begeisterung die Präparate herstellten und eingruben. Das Eindrücklichste war der Augenblick, als wir die Hörner mit Kuhmist füllten. Die Kühe des Hofes schenkten uns wunderbar geformten Fladen. Dazu warteten über 100 Hörner darauf gefüllt zu werden. Und das machten die Menschen mit ihren bloßen Händen, ohne Handschuhe oder Löffel, nein mit ihren Händen! Und ihre außergewöhnliche Energie und Hingabe füllten sie gleich mit in die Hörner: Welch ein wunderbares Präparat wurde so geschaffen!
In einer langen Kette wurden die Hörner dann von Hand zu Hand weitergereicht, bis sie von Neris in einer schönen Rosette in den Boden gelegt und vergraben wurden.
Mit gleicher Andacht, Hingabe und Freude wurden die anderen Präparate gemacht und eingegraben.
Und gemeinsam rührten wir dann noch Hornmistpräparat!
So wurde dieser Montag zu einem besonderen Highlight der Tage im RUMI Center.
Istanbul, den 12. Oktober 2022
Neris, Arzu, Michael, Hans
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